"Komitee zur Rettung der Ruine Ehrenberg"

Startschuss am 26. März 1971
So kam es zum denkwürdigen Startschuss am 26. März 1971. 
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urden über die Zeitung Interessierte zu einer 
Besprechung über die Zukunft der Ruine Ehrenberg in den Saal der ehemaligen "Glocke" geladen. Einlader war Fridolin Schennach, dem es als traditions bewusstem Einheimischen keine Ruhe ließ, dass das Wahrzeichen Reuttes und des ganzen Ausserferns, Ehrenberg, einem unaufhaltsamen Verfall preisgegeben war. Fridl rief nicht vergebens: Bis auf den letzten Platz war der Saal der
Glocke gefüllt . Der Aufruf war nicht vergebens. Spontan bildete sich ein Komitee, und freiwillige Helfer boten sich wahrlich "zu Hauf" an.

Es begann mit Holzschlägerungen
Die erste Tätigkeit war 1971 die Schlägerung eines gewaltigen Holzbestandes. Das war nur möglich, weil die Besitzer des Areals, die Familien Tschurtschenthaler, Hindelang und Schoener, sofort bereit waren, die entsprechenden Maßnahmen auf ihrem Grund vornehmen zu lassen. Auch die Forstbehörde zeigte sich dieser Maßnahme gegenüber sehr großzügig.
Im Bereich des Grundeigentums der Familien Tschurtschenthaler und Schoener wurden rund 310 Festmeter, im Bereich der Bundesforste rund 50 Festmeter geschlägert. Die Tätigkeit war im Juli 1971 abgeschlossen.
Die besondere Umsicht, mit der Emil Lechner die schwierige Schlägerung, ohne nur eine Kleinigkeit zu beschädigen, vornahm, ist hervorzuheben. Kommerzialrat Josef Fritz, dessen Firma Holzindustrie Fritz das Holz auch erwarb, verdankte man die klanglose Organisation dieser Aktion.
 
Der Plan, eine Materialseilbahn von der Klause hinauf zum Schloss zu bauen, scheiterte an der Genehmigung, obwohl Bahn samt Antrieb von Spendern bereitgestellt worden wären. Fridl Schennach und seine Mitstreiter gelangten zur Ansicht, dass die rationellste Art des Materialtransportes der Bau eines Weges sei. Man setzte sich mit der Forstbehörde ins Einvernehmen, die keinen Einwand gegen einen Ausbau des bestehenden Weges erhob. Dieser Transportweg, heute der Hauptzubringer für zahllose Wanderer zum Schloss, folgte dem alten Zubringerweg, der jedoch im Verlaufe der Jahrhunderte verwachsen war. Ein Teil der notwendigen Erdbewegungen wurde von einer Baufirma kostenlos übernommen.

Ein leuchtendes Wahrzeichen
Ehrenberg wurde bald - und das im wörtlichen Sinn! - ein "leuchtendes" Wahrzeichen für Reutte und den ganzen Talkessel. Dank des Elektrizitätswerkes Reutte erblickten die Bewohner erstmals am 1. Juli 1971 eine beleuchtete Burg. Der Chronist bemerkt dazu, dass sich die "Bürgerschaft von Reutte und Umgebung selbst ein leuchtendes Denkmal setzte". Die Kosten für diese Beleuchtung, Leitung und neun Strahler, betrugen rund 110.000 Schilling. In großzügigster Weise unterstützten und unterstützen die Elektrizitätswerke Reutte das Projekt Ehrenberg und reihen sich damit unter die großen Förderer zur Erhaltung dieses Kulturdenkmals ein.
Bis dahin hatten bereits an die 700 Helfer rund 2.000 Arbeitsstunden aufgewendet.
 

Verein zur Erhaltung der Schlossruine Ehrenberg
Um einen Rechtsträger für die Sanierungsmaßnahmen zu haben, wurde am 3. März 1973 der "Verein zur Erhaltung der Schlossruine Ehrenberg" konstituiert.

Ein Ehrensalut für ...
So liest man beispielsweise in einer Notiz vom 7. August 1978, dass 16 Mann bei einem "Sauwetter" arbeiteten, dass das ganze Gerüstholz und drei Fuhren Kantholz mit Privatjeep in den Schlosshof transportiert worden waren, dass "Angerer Franz Rudi" 16 Stück 13 Meter lange Langhölzer für das Gerüst spendete, dass "Jäger Fritzl" dieses Holz kostenlos transportierte, wozu noch 40 kostenlose Sack Zement von Schretter in Vils kamen. Solche Notizen ließen sich lange fortsetzen. Das Schotterwerk Jäger (Inhaber Brigitte Wasle) war ebenfalls immer ein unentgeltlicher Lieferant.
Im Jahr 1978 waren es beispielsweise 648 Helfer, die in ungezählten Arbeitsstunden sämtliche Transportarbeiten hinauf zum Schloss - sei es Wasser, Zement, Sand, Gerüstholz oder Metallgerüste - bewältigten. An dieser Arbeiten beteiligten sich auch mehrere Feuerwehren des Tales und zahlreiche Vereine und Organisationen.

In diesem Jahr 1978 kam man mit den Sanierungsarbeiten wieder ein gutes Stück weiter. Die professionellen Bauarbeiten wurden von der Firma Erwin Frick ausgeführt, die täglich zwei Männer mit dem Partieführer Franz Kleinhans an der Baustelle hatte. Die riskanteste Leistung dieses Jahres war die Errichtung des 23 Meter hohen Außengerüstes

Österreichisches Bundesheer im Einsatz
Am 29. Juni 1978 wandte sich der Ruinenverein wieder einmal an Bezirkshauptmann Dr. Theodor Amann mit der Bitte um Hilfe. Es schwebte die Idee im Raum, eine Hubschrauberstaffel des Bundesheeres für den Transport zu gewinnen, um nicht den Wald durch eine Straße zerstören zu müssen. Die Bemühungen hatten Erfolg: Es kamen zwar keine Hubschrauberstaffel, wohl aber eine Tragtierstaffel aus der Landecker Kaserne. Sie passten zweifelsohne zur Tradition von Ehrenberg besser als die Hubschrauber.

Wenn auch das österreichische Bundesheer Traditionsnachfolger jener Krieger war, die einst Ehrenberg verteidigten, konnte es doch nicht zu einem Arbeitseinsatz herangezogen werden, wohl aber zu einer militärischen Übung, die am 27. und 28. Juli 1978 zur Freude aller Beteiligten ablief.
Um Ehrenberg "verteidigungsbereit" zu machen, transportierten die Soldaten mit ihren 22 Pferden 700 Sandsäcke, die alle von der Firma Anton Beirer gespendet worden waren, und weitere 40 Sack Zement, eine Spende Firma Schretter (Vils), von der Klause zum "Ausbau" der Verteidigung hinauf nach Ehrenberg. Das Bundesheer hatte so in einer Übung wertvolle Erfahrung sammeln könnten und Fridl Schennach freute sich über rund 20 Tonnen Baumaterial oben am Schloss!


Ohne Öffentlichkeitsarbeit läuft nichts
Für die Beibringung der notwendigen Geldmittel - zumindest eines Teiles derselben! - war Fridl Schennach immer einfallsreich.

Vom 27. November bis zum 14. Dezember 1975 fand in der damaligen "Raiffeisen-Galerie" die erste Ausstellung zum Thema "Die Festung Ehrenberg und ihre Vorwerke" im Rahmen des Jahres des Denkmalschutzes statt
Am 24. September 1980 lud das Plansee-Bildungswerk zu einem Lichtbildervortrag von Ing. Günter Pass "Die Feste Ernberg und ihre Vorwerke" ein.
Am 14. Februar 1982 fand erstmals ein Ball zugunsten der Sanierung von Ehrenberg statt..
1987 gab es erstmals ein Schlosskonzert durch die Bürgermusikkapelle Reutte.

Vom 23. Juni bis 9. Juli 1989 fand eine neuerliche Ausstellung über "Ehrenberg und seine Vorwerke" in der Dengel-Galerie statt.
1989 beteiligt sich der Verein an der Ausstellung der Reuttener Vereine mit einer Dokumentation seiner Leistungen.
Für die Sanierung fanden immer wieder Burgfeste der "Burgfreunde", die 1980 unter Obmann Toni Knittel gegründet wurden, statt, deren Erträgnisse ausschließlich in die weiteren
Sanierungsmaßnahmen flossen.
Im Jubiläumsjahr "500 Jahre Markt Reutte" wurde auf Anregung des Mitbesitzers Dr. Klaus Tschurtschenthaler ein "Tanz auf dem Schlossanger" vom Verein für Volkstanzpflege Tirol unter dem Untertitel "tirolisch-bayrische Begegnung" veranstaltet
.
1993 gab es am 25. Oktober im Grünen Haus eine Veranstaltung der Marktgemeinde Reutte unter dem Titel "700 Jahre Ehrenberg - Mit Geschichten und Musik durch die Jahrhunderte" statt. Fridl Schennach erzählte die Geschichten von Ehrenberg, währen die musikalische Koordination bei Friedl Schweiger lag.  
Aufschwung in den Jubiläumsjahren 1984 und 1989
Von 1971 bis 1982 wurden 1.642 freiwillige Helfer gezählt. Jubiläumsjahre waren und sind immer wieder Anlässe, um besondere Anstrengungen zur Erhaltung von Kulturgut zu unternehmen. Sie boten aber auch die Anlässe, um den Hahn öffentlicher Subventionsgelder etwas weiter aufzudrehen. 1984 war die Tiroler Landesfeier "175 Jahre Tiroler Freiheitskampf 1809-1984". In diesem Jahr wandte sich der Verein erstmals der Klause zu. Die Bastei der Ehrenberger Klause wurde mit einem neuen Dachstuhl eingedeckt, um dem weiteren Verfall entgegenzuwirken.
1989 zum Jubiläum "500 Jahre Markt Reutte" nahm sich Fridl Schennach mit seinen Mannen den Falkenturm vor. 1990 wurde diese Sanierung endgültig in Angriff genommen. 1991 konnte der Falkenturm weitgehend fertiggestellt werden. 1993 wurde der Falkenturm vollendet, indem das alte Tor der alten Feuerwehrhalle in Reutte im August dort eingesetzt wurde.



Wackere Mitstreiter: Heinz Glätzle und Edi Ammann
Heinz ist Obmannstellvertreter des Burgenvereins, Edi der "Schatzmeister" und Schriftführer. Doch mit diesen Funktionen allein ist es nicht getan. Ungezählt blieben die Fahrten, die Heinz Glätzle mit seinem privaten Jeep hinauf zur Ruine unternahm. Diese zwei bilden im Verein mit Fridl Schennach ein zwar ein kleines, aber umso leistungsfähigeres Führungsteam der Aktion "Rettet Ehrenberg!". Für seinen Einsatz um den Denkmalschutz erhielt Heinz Glätzle eine hohe Auszeichnung des Bundesministeriums verliehen.

Die berühmte und notwendige "offene Hand"
Die Vielzahl der Helfer muss sich mit einem anonymen Dank begnügen, da es unmöglich wäre, deren Namen auch nur annähernd aufzuzählen. Bei den Ansuchen konnte der Verein immer wieder darauf hinweisen, dass die zur Verfügung gestellten Gelder ausschließlich für die Bezahlung von Facharbeitern, hauptsächlich von Maurern, verwendet werden. Der Zement für die bisherigen gesamten Baumaßnahmen wurde stets unentgeltlich von der Firma Schretter in Vils bereitgestellt. Den notwendiger Sand lieferte ebenso unentgeltlich das Schotterwerk Jäger. Mit Strom, Installation, Beleuchtung und Wartung war das Elektrizitätswerk Reutte stets unentgeltlich zur Stelle. Zu den Wohltätern muss auch - wie schon vorausgehend angeführt - auch die Eigentümerfamilien Tschurtschenthaler und Schoener gezählt werden.  

1990, 1992 und 1994 stellte die Messerschmitt-Stiftung, vertreten durch Dr. Heinrich Ritter von Srbik, jeweils 70.000 Schilling zur Verfügung. 1997 erhielt der Verein den mit 35.000 Schilling dotierten Sparkassenpreis der Sparkasse Reutte für seine Tätigkeit verliehen.

Poesie für dringend notwendiges Geld
Das letzte Ansuchen des Jahre 1998 an die Tiroler Landesregierung hatte folgenden Wortlaut (auszugsweise):

"... und hofft mit hoffnungsvollem Sehnen auf die Güte der Mäzenen, die dem Bitten-Wiederkäuer in dem welken Burggemäuer helfen - ohne Blutvergießen weil Lücken dort zu schließen ... Leider hat sich Dach und Mauer verabschiedet an diesem Tower, denn es hat der Zahn der Zeit sie von der Gegenwart befreit.
Wo dereinst die Büchsen knallten woll’n die Mauer wir erhalten zu diesem Zweck geb‘ tolerant der Herr Dir eine off’ne Hand ..."

Diesen Satz des Gedichtes, mit dem Fridl Schennach bei der Landesregierung um Geld für Ehrenberg vorstellig wurde, legen wir auch gerne den Lesern des "Reuttener" ans Herz, indem wir die Nummer des Spendenkontos veröffentlichen:

Verein zur Erhaltung der Schlossruine Ehrenberg
oder kurz "Rettet Ehrenberg"
Kontonummer 0000-189001 bei Sparkasse Reutte (BLZ 20509)