Vom Leben
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Dennoch
waren die meisten Burgen kalt, zugig und dunkel. Die
Kronleuchter und Wandkerzen, die im „Parzival“ die Hofgesellschaft
beleuchteten, mussten in der Realität oft genug durch Kienspäne aus
harzreichem Holz ersetzt werden, die man in Eisenringe oder in eiserne
Tischständer steckte. Die in Historienfilmen häufig vorkommenden
Fackeln hatten den Nachteil, dass sie rußten, so dass man statt dessen
auch die durch zahlreiche Grabungsfunde belegten Talglampen benutzte,
deren Dochte von Tierfett gespeist wurden. Neben
dem Palas widmete man der Gestaltung der Burgkapelle besondere Sorgfalt,
denn die Ritterweihe verpflichtete den Ritter nicht nur zum Schutz von
Kirche, Witwen und Waisen, sondern forderte von ihm auch eine stete
Bezeugung seiner Frömmigkeit. Während
die Wände der Kapelle mit religiösen Motiven verziert wurden,
dominierten im Wohnbereich profane Bildzyklen. Im
Bedarfsfall kamen im Saal zu den gemauerten Sitzgelegenheiten in den
Fensternischen hölzerne Bänke hinzu. Wurde die Tafel aufgetragen, so
stellte man zunächst kreuzweise verschränkte Untergestelle auf, auf die
man die Platten setzte. Bühnenartig hob sich der Bereich ab, in dem die
Herrschaft mit den Gästen speiste. Dazu kamen in vornehmen Hallen auch hölzerne
Emporen für Musikanten, die zu Essen und Tanz aufspielten. Der Faltstuhl
für den Herrn stellte eine Seltenheit dar. Erst im Spätmittelalter kamen
eigene Schlafgemächer auf, in denen die Burgfamilie - nackt - in Betten
schlief die durch verspannte Seile eine elastische Unterlage besaßen. Im
Vergleich dazu bestand das Nachtlager der Bediensteten in einfachen
Liegestätten aus Reisig, Stroh oder Moos. Wichtig
für die Existenzsicherung war für den Alltag ebenso wie für die Zeit
einer Belagerung die Versorgung mit Wasser. In den wenigsten Fällen verfügte
man über eine gefasste Quelle in der Burg, sondern versorgte sich über
Ziehbrunnen oder fing das Regenwasser in unterirdischen Tank- und
Filterzisternen auf. Alltagssorgen,
Enge, Gestank und Lärm. Je
nach der Größe der Anlage verfügte die Burg über mehrere Scheunen und
Lagerräume für grundherrschaftliche Einkünfte und den auf den Burggütern
selbst erwirtschafteten Erträgen. Hinzu kamen Stallungen, wobei Pferde
als Fortbewegungsmittel und Statussymbole des berittenen Kriegers entgegen
anderem Großvieh im engeren Bereich der Hauptburg untergebracht waren.
Rein äußerlich lässt ein Bau mit pyramidenartigem Kaminschlot eine Küche
erkennen, und in der Vorburg arbeiteten neben einem Schmied weitere
Handwerker in ihren Werkstätten. Nicht selten treten bei archäologischen
Grabungen die häufig gefundenen Pfeilspitzen und Armbrustbolzen hinter
landwirtschaftliches Gerät zurück. Somit werden Sicheln, Rebmesser,
Gerteln, Schafscheren oder Netzschwimmer zu einem wichtigen Indiz für
Landwirtschaft und Viehzucht, Wald- und Holzwirtschaft, Weinbau und
Fischerei. Zu
den im Mittelalter allgemein üblichen Breien aus Hafer oder Hirse, den zu
Mus verkochten Rüben oder Gemüse kamen auf die herrschaftliche Tafel
neben Käse, Eiern und allerlei Obst auch weiße Semmeln, Wein und vor
allem Fleischspeisen. So verarbeitete die Hofküche der Bamberger Domburg
neben Hausgeflügel vor allem Rind-, Schweine- und Schaffleisch. Dazu
kamen in der Fastenzeit große Mengen von Fisch, wie Karpfen, Hechte und
Forellen; geschätzt wurden auch Krebse. Es mag überraschen, dass sich
unter den Knochenfunden in der Regel nur ein geringer Anteil von
Wildtieren befindet, doch die Jagd war nicht existentielle Notwendigkeit,
sondern in erster Linie gesellschaftlicher Zeitvertreib. Das Bier galt bis
ins Spätmittelalter als ein „ unhöfisches‘ Getränk. So
sollte man weder rülpsen noch mit den Fingern in Senf oder Sauce greifen;
des weiteren abgegessene Knochen oder Brotreste nicht wieder in die Schüssel
legen, unfreundlich umherblicken oder ständig auf die Speisen starren.
Wenn man sich mit einem anderem Gast einen Becher teilte, hatte der Mund
vor dem Trinken leer zu sein. Saß man paarweise mit Frauen am Tisch,
sollte man nicht zu eng heranrücken und Derbheiten unterlassen. Um unliebsamen Gästen am eigenen Körner vorzubeugen, sollte man mit frischer Kleidung erscheinen, so dass kein Ungeziefer auf die Tafel fiel. Und im Falle des Falles wurden die Ritter aufgefordert, sich mit dem Gewand und nicht mit der bloßen Hand zu kratzen.
Zur
Verrichtung der Notdurft suchte man ein „heimliches Gemach“ auf, das
mit einem kleinen Türchen verschlossen war, oder einen offenen
Abtrittserker, der über die Mauer ausragte. Fernab des höfischen Treibens mit
Gesellschaftsspielen und Tanz fielen die Vergnügungen in der
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